Piratenland - Fünf gegen Bierbart (German Edition) by Vega Nicholas

Piratenland - Fünf gegen Bierbart (German Edition) by Vega Nicholas

Autor:Vega, Nicholas [Vega, Nicholas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-07-07T22:00:00+00:00


20. Von Angesicht zu … pfui … Angesicht

»Neiiin!«, rief Großvater. Obwohl er den Hut nicht berührt hatte, schrumpfte er gemeinsam mit der Urne.

John und die anderen Piraten waren nun winziger als Mäuse. Der Kleinere Hut der Bierbarts lag vor ihnen wie ein gewaltiger Hügel. In großen Schritten bewegten sich die monströsen, schwarz glänzenden Stiefel des Kapitäns vorwärts. Jedes Mal hinterließen sie ein Beben. Selbst mit einem Sprung hätte John sich nicht daran festhalten können.

Eine donnernde Stimme erfüllte den Raum.

»Ich bin bald zurück!«, rief Bierbart.

Die Worte schepperten wie die einer Gottheit in Johns Ohren. Mit kolossalen Schritten verließ Bierbart die Mannschaft. Der Kapitän eilte zum Achterdeck.

Große Stücke der Reling fehlten im Schanzkleid und das Steuerrad lag wie ein angebranntes Relikt auf dem Boden. Ein Blick über das Deck zum Bugspriet verriet, dass die Quietsch Vorwärts jetzt löchriger war als der alte Seemann Stöpsel-Frederick.

Bierbart rümpfte andächtig die Nase. Er hätte dem Schiff einen anderen Tod gewünscht, aber es blieb keine Zeit für Trauer.

Er ging zu Haferkopp. Der Kerl lag exakt in der gleichen Haltung wie zuvor zu seinen Füßen. Stocksteif und ohne jegliche Regung.

»Tja, alter Kumpel! Schätze, es war das verflixte siebte Jahr. Und das hier ist der letzte Dienst, den du mir erweisen kannst.« Mit gekonntem Griff fuhr er Haferkopp am Gesäß in die Hose. Ein Ratschen ertönte und er hielt die Unterhose des Quartiermeisters in der Hand. Leicht angewidert drehte der Kapitän die Nase weg. »Äh, nicht ganz so weiß wie gedacht«, sagte er zu sich selbst.

Das Kleidungsstück schlang er um den Rest eines Holzbretts und fing an zu winken. Die weiße Flagge. Das Zeichen des Aufgebens. Selbst ein charakterloser Pirat wie Heering sollte darauf eingehen.

Fürwahr, die feindlichen Kanonenrohre blieben stumm. Und die Thrombose der See kam näher. Welle um Welle verringerte sich der Spalt zwischen beiden Schiffsrümpfen. Sabbernde Piraten schwangen Enterhaken. Eine Wand voller Abscheu versammelte sich an der gegnerischen Reling. Fünfundzwanzig, vielleicht dreißig Plünderer. Einige Seeräuber sahen aus wie Zombies. Sie zeigten den gleichen talgigen Glanz auf der Haut wie der Soldat in Piratenstadt. Ihre Augen wirkten stumpfsinnig und leblos.

Noch mehr von denen, dachte sich Bierbart und schwang weiter die Flagge. Sein Vater hätte ihn einen Versager genannt.

Die beiden Schiffsrümpfe krachten aneinander. Es gab einen Ruck. Mit erhobenen Händen schritt der Kapitän die Treppen zum Oberdeck hinunter.

Die ersten Seile flogen. Sofort sprangen die Wilden herüber. Mit heiserem Schrei und bleichen Zähnen umzingelten sie Bierbart, doch niemand rührte ihn an. Andere stürmten unter Deck, auf der Suche nach der Besatzung.

Dann schob sich eine Planke auf die Quietsch Vorwärts.

Spitze Schuhe betraten die Brücke. Man hätte sie als Kletterhilfe im Pakwagebirge benutzen können. Wie Spitzhacken ließen sie sich in den Stein stoßen. Es folgten viel zu dünne Beine mit elfenbeinfarbener Strumpfhose. Darauf stolzierte ein kugelrunder Zwerg mit weißen Haaren. Es war eindeutig eine Perücke, aber die Haube sah so künstlich aus, dass keiner sie mit echtem Haar verwechseln konnte.

Bierbart musste sich ein Lachen verkneifen.

»Nehmt die Hände runter«, knurrte der kleine Dicke. »Wenn ich Euch schon töte, soll niemand hinterher sagen, Ihr wäret wie ein abgehangenes Schwein gestorben.



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